"Das ist das Angenehme auf Reisen, dass auch das Gewöhnliche durch Neuheit und Überraschung das Ansehen eines Abenteuers gewinnt". - Johann Wolfgang von Goethe. Und genau das zeigt, was Urlaub von Auslandsaufenthalten unterscheidet. Für nichts würde ich diese Erfahrungen eintauschen, die ich dort in meinen zwei Monaten in Costa Rica gesammelt habe.
Da ich versäumt hatte nach meinem Abitur eine Zeit im Ausland zu verbringen, wollte ich dies in den Semesterferien meiner Studienzeit nachholen und habe sogleich über Interswop eine passende Auswahl von Praktika im Ausland gefunden. Nun stellte sich mir die Frage, wo es denn hingehen sollte...
Australien, England oder doch Kanada? – dann las ich die Beschreibung über die Reise nach Costa Rica, die perfekt in meine Zeitplanung passen würde! Da stellte sich natürlich die nächste Frage, was weiß ich denn eigentlich über dieses Land? Nach meiner Reise muss ich sagen, ich wusste absolut gar nichts auch wenn ich zuvor anderes geglaubt hatte.
Nach einer reibungslosen Planung ging es dann los. Meine erste Reise, allein, weit weg von zu Hause über einen so langen Zeitraum, in einem Land in dem ich nicht einmal die Sprache beherrschte und außerhalb von Europa! Aufregung war in diesem Moment gar kein Ausdruck für das Gefühlschaos, dass in diesem Moment in einem herrscht.
Die meiste Kraft und Unterstützung über die ganze Zeit kam, abgesehen von der Unterstützung zu Hause, von meiner Gastfamilie, mi familia tica!
Ich hatte eine so liebevolle und fürsorgliche Gastfamilie, die meine Zeit in Costa Rica wundervoll gestaltet hat. Ich habe dort eine zweite Familie gefunden, die mir ganz viel über die Kultur und das Leben in Costa Rica beigebracht hat.
Ich lebte also zwei Monate in Santa Barbara, Heredia mit meinen drei Gastbrüdern und meine Gastmama zusammen und am Wochenende bin ich dann durch Costa Rica gereist und habe mir ein paar der traumhaften Orte dieses Landes angeschaut.
Begonnen hat meine Reise mit einem vierwöchigen Spanischsprachkurs, sodass ich mich nach zwei Monaten gut auf Spanisch verständigen konnte! Mit den Mitschülern aus der Sprachschule ging es am Wochenende dann nach La Fortuna zum Vulkan Arenal, nach Manuel Antonio und Montezuma an der Pazifikküste, nach San José, Sarchi, Heredia, Alajuela, Cartago inkl. dem höchsten Vulkan Irazu und zum Schluss nach Cahuita ans karibische Meer.
Das Reisen war anstrengend aber es war jedes Mal die Mühe wert und um auf das Zitat zurückzukommen: Sogar die alltäglichsten und eigentlich nervigen Dinge wie Bus und Taxi fahren, Eis essen oder durch die Straßen laufen wird im Ausland zum absoluten Abenteuer! Fahren mit offener Bustür, den Bus zum anhalten winken, 7h zu fahren um für 1 Nacht am Strand zu sein, den Genuss einer kühlen Eisbude bei schwülen 32° auf der Straße und das ständige Verhandeln mit den Taxifahrern. All das habe ich so bewusst wahrgenommen wie nie zuvor und es genossen!
Von all meinen Vorstellungen wie Costa Rica wohl sein würde, bewahrheiteten sich nur wenige. Es gab die beste Internetverbindung, schöne Häuser, gutes Essen und auch die Angst vor schlimmen Krankheiten hatte sich schnell verflogen. Überrascht hat mich dennoch, wie teuer das Leben an diesem schönen Ort ist! – im Verhältnis zu dem was ich erwartet hatte natürlich.
Im zweiten Monat hat dann mein Praktikum in einer Anwaltskanzlei begonnen und dort habe ich noch mehr über die Kultur und die Menschen dort erfahren. Es war spannend auch die Arbeitsweise in Costa Rica kennenzulernen – auch wenn sie sich sehr von der deutschen Produktivität unterscheidet.
Jedem, der eine solche Reise macht empfehle ich, länger zu bleiben als zwei Monate. Ich habe mich gerade am Ende erst so richtig an alles gewöhnt, sodass man sich wirklich auch ein wenig zu Hause in diesem Land gefühlt hat und dann musste ich bereits gehen.
Zum Schluss lässt sich sagen, Costa Rica ist auf jeden Fall eine Reise wert und besonders, wenn man es nicht als Tourist erleben möchte. Es war wunderschön ein Land durch die Augen der Einheimischen kennenzulernen und all die Erfahrungen zu sammeln und an ihnen zu wachsen. Ich habe gelernt, dass ein Land wie Costa Rica durch seine Vielseitigkeit und entspannte Lebensweise so viel zu bieten hat und wir niemals wissen werden, wie man dort wirklich lebt, wenn man es nicht einmal selbst getan hat! – PURA VIDA