Schon vor dem Abitur wollte ich für eine zeit lang ins Ausland, denn ich wollte nicht sofort mit einem Studium beginnen. Ich habe mich rasch über das Internet über vielfältige Möglichkeiten informieren können. Durch meine Vorliebe für Tiere hat sich das Programm "Farmstay/Ranchstay" ziemlich interessant für mich angehört. Da ein solches Programm bei Interswop angeboten wurde, bekam ich schnell Broschüren und Informationen zugeschickt, die ich zuvor angefordert hatte. Man konnte zwischen vielen Variationen entscheiden, denn es gab nicht nur Pferderanchs, sondern auch Mischbetriebe mit z.B. Kühen. Mir war das eigentlich egal, solange Pferde da waren.
Auch zwischen Ländern konnte man entscheiden, es gab viele Möglichkeiten von Kanada bis nach Argentinien. Ich wollte aber schon von Anfang an in die USA, und da ich bereits zwei mal dort gewesen war, wusste ich, dass ich nur nette Menschen erwarten konnte. Nachdem die Eltern überredet wurden, war es dann sicher: Ich fliege für 6 Wochen in die USA!
Interswop hat alles schnell abgewickelt und mir weitere Infos und Tipps zukommen lassen. Die Aufregung war groß, schließlich war dies meine erste alleinige Reise. Der Abschied fiel schwer, und ich war sehr nervös, da ich kaum etwas über die Familie wusste. Die Farm lag in Brentwood, New Hampshire. Interswop hat mir eine Internetadresse der Farm geschickt, und ich konnte über Videos und Bilder sehen, dass es sich um eine Art "Rescue" handelte. Pferde wurden vor sogenannten "Kill Buyers" freigekauft, die die Pferde sonst an Schlachthöfe verkauft hätten. Die Farm lag in New Hampshire und lag in einem ländlichen Gebiet. Ich war sehr begeistert und freute mich auf die Zeit.
Als ich auf amerikanischem Boden angelangt war, wurde ich freundlich von Carla begrüßt. Eine Art Verbindungsfrau, die mich zu meiner Gastfamilie brachte. Obwohl mir ihre Handy Nummer bekannt war, hatte ich ziemliche Angst sie nicht zu finden. Aber sie stand in der Ankunftshalle mit einem Schild, auf dem mein Name stand. Sie suchte nach einer 19-Jährigen orientierungslos aussehenden Deutschen. Zum Glück ergaben sich bei der Ankunft also keine Probleme. Als wir mit dem Auto zu meiner Gastfamilie fuhren und endlich vor ihrem Haus standen, war ich noch nervöser. Schnell wurde ich begrüßt und mir wurde mein Zimmer gezeigt.
Auf der Farm gab dort nicht nur Pferde, sondern auch Maultiere, Hühner, Hunde und Katzen. Ich war sehr zufrieden, und habe mich sofort wohl gefühlt. Klar braucht das immer erst Zeit, bis man sich mit den Menschen hemmungslos unterhalten kann, aber ich bin am Anfang auch gut ausgekommen. Morgens um halb 7 bin ich immer aufgewacht und musste mich darum kümmern, dass die Pferde auf die Koppel kommen. Meine wichtigste Aufgabe dort war das Entleeren und Auffüllen der Wassereimer. Da haben bestimmt mehr als 15 Liter reingepasst, von daher hatte ich vom Schleppen ziemliche Muskeln bekommen :D. Frisches Heu brauchten die Pferde ebenfalls.
Ausmisten musste ich nicht, denn das hat meine Gastmutter gerne gemacht. Ich habe ab und zu die Offenställe gesäubert. Gefrühstückt wurde erst nach der morgendlichen Arbeit, die auch die erste Pause war. Dann hat man sich bis mittags ausgeruht, bis die Pferde signalisierten, dass sie wieder in ihre Ställe wollten. Die wurden dann immer reingebracht und waren dann glücklich. Reiten stand für mich eigentlich nicht im Programm, da mehr als die Hälfte der Pferde entweder zu alt waren oder unausgebildet. Und eigentlich hatte ich ehrlich gesagt nach so viel Arbeit bei 30 Pferden manchmal auch keine Lust dazu, vor allem wenn es warm war.
Nachmittags werden die Pferde erneut gefüttert und brauchen nochmals Wasser. Danach war dann Feierabend. Geschlafen wurde sehr früh, denn wir mussten alle um 6 aufstehen. So sah mein Alltag eigentlich die ganzen 6 Wochen aus, ausser wenn wir unterwegs waren. Ich war öfters ausserhalb der Stadt zum Shoppen, ausserdem hatten wir mal die Hexenstadt Salem besucht. Zusätzlich waren wir mal in Newburyport, einer kleinen, süssen Hafenstadt.
Meine Gastfamilie wurde schnell zu meiner zweiten Familie, da mir alle sehr schnell ans Herz wuchsen. Ich hatte in der Zwischenzeit auch rasch meine Lieblingspferde und Lieblingshunde dort. Ausserdem wusste ich, dass ich alle ganz schrecklich vermissen würde. Wir sind oft essen gegangen, und es wurde sogar ein Abschieds-Barbeque für mich organisiert.
Die 6 Wochen rasten nur an mir vorbei und plötzlich war ich wieder am Flughafen, um meine Heimreise anzutreten. Die ganze Familie war da, und wir haben uns unter Tränen verabschiedet mit dem Versprechen eines Wiedersehens. Bis heute haben wir Kontakt auf Facebook und ich werde über alles was dort passiert auf dem Laufenden gehalten. Ich habe ungefähr 50 neue Freunde auf Facebook und somit viele Kontakte knüpfen können. Ausserdem hatte sich mein Englisch enorm verbessert.
Hiermit bedanke ich mich bei Interswop für das Organisieren und dafür, dass alles geklappt hat. Ich werde 2016 definitiv nochmal hinfliegen.