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Pflegepraktikum in Argentinien - Freu dich auf eine einmalige Zeit

Krankenpflegevorpraktikum, Córdoba, Argentina, November 2015

Schon seit Kindesbeinen an habe ich gewusst, dass ich Ärztin werden wollte. Daher war es auch nicht unbedingt gerade leicht, als ich erfahren habe, dass ich mit 1,2 den NC zum Wintersemester knapp nicht geschafft habe. Ich hatte nun also die Wahl, ob ich knapp ein halbes Jahr nur zu Hause gelangweilt rumsitzen will – oder ob ich die Zeit meines Lebens genieße und mich in das bis jetzt größte Abenteuer meines Lebens aufmache und dabei gleichzeitig noch die Zeit effektiv für das obligatorische Krankenpflegepraktikum nütze. Ihr könnt euch also denken – die Entscheidung ist mir nicht sonderlich schwer gefallen.

 

3 Monate 11.000 km entfernt in einem fremden Land

Es war ziemlich schwer, ein letztes mal durch die Haustüre zu treten und zu wissen, dass man dorthin innerhalb der nächsten 3 Monate nicht mehr zurückkehren würde und auch nicht ohne weiteres könnte – schließlich liegen ein ganzer Ozean und über 11 000km zwischen der Heimat und dem unbekannten Land in der Ferne: Argentinien.

Auch die allgegenwärtigen Fragen und Sorgen – Kommt mein Koffer an? Verpass ich meinen Flug? Kann ich mich überhaupt verständigen? Wie sind die Leute im Hostel? Werde ich Freunde finden? - haben mich natürlich den Flug über beschäftigt.

 

Habe mich noch nie so lebendig und frei gefühlt wie in Argentinien

Im Endeffekt kann ich aber nur sagen: ich habe mich noch nie in meinem Leben so lebendig und so frei gefühlt wie in Argentinien.

Die Angst, ich könnte keine Freunde finden, hat sich sofort verflüchtigt, als ich durch die Türen des Teilnehmerhauses „ADV 32“ getreten bin: eine ganze Heerschar von Leuten (während meiner Zeit alles Deutsche, bis auf einen Patagonier) ist sofort herbeigewuselt und hat mich herzlich begrüßt. Die Stimmung war einmalig entspannt und die vielen ausgelassenen Nächte in Discos oder einfach nur bei Vollmond auf der Dachterrasse werden mir auf ewig in Erinnerung bleiben.

Aber auch die gemeinsamen Ausflüge zu den weltweit größten Wasserfällen von Iguazú, zum Nationalpark Talampaya und Ischigualasto (Wüste), in die Tango-Metropole Buenos Aires mit Kurztrip ins paradiesische Colonia del Sacramento in Uruguay und die Reit- und Wanderausflüge in den Sierras von Córdoba waren absolute Highlights. Man merkt also schon – allein schon landschaftlich gesehen ist Argentinien jede noch so anstrengende Anreise wert. Denn so viel Abwechslung, Weite und einmalige Schönheit findet man bei uns in Europa garantiert nicht.

 

Zuerst 4 Wochen Sprachkurs Spanisch in Córdoba

In Córdoba selbst habe ich zunächst den vierwöchigen Sprachkurs besucht, der von richtig netten und kompetenten Spanischlehrern auf sehr gutem Englisch gehalten wurde. Allerdings wurde ich am Ende der vier Wochen auch etwas desillusioniert, als ich gemerkt habe, dass die kurze Zeit halt doch nicht genug ist, um fließend Spanisch sprechen zu können.

Richtig verbessert haben sich meine Sprachfertigkeiten eigentlich erst während meiner Zeit des Praktikums in einem Krankenhaus in Córdoba. Nur eine halbe Stunde Fußmarsch entfernt, liegt das Krankenhaus recht nahe an unserem Hostel. Dort habe ich vor allem im Gespräch mit den Patienten begonnen, das Gelernte richtig anzuwenden und flüssiger zu sprechen. Die Pflege-Leiterin ist dort überwiegend sehr nett und erklärt auch sehr viel. Fragen ist immer gut – auch wenn man durch die Sprachbarriere nicht alles versteht, zeigt man wenigstens Interesse und darf dann auch später etwas mehr selbst machen.

Ich persönlich kann aber nicht bestätigen, mehr gedurft zu haben als hier in Europa, eher andersrum. Aber ich habe während meiner Zeit auch einen kennengelernt, der z.T. eine Amputation unter Aufsicht selbst durchführen durfte – und ebenfalls noch nicht mal mit dem Studium angefangen hat. Und auch die Anwesenheitskontrolle war im Hospital sehr viel strenger als in anderen Krankenhäusern in Córdoba, was ich aber nicht so störend fand, schließlich will man das meiste aus dem Praktikum rausholen.

 

Jeder angehende Mediziner sollte in einem argentinischen Krankenhaus arbeiten

Grundsätzlich kann ich nur sagen: die Erfahrung, in einem argentinischen Krankenhaus gearbeitet zu haben, würde ich jedem angehenden Mediziner nur wärmstens empfehlen. Meistens bestanden meine typischen Aufgaben im Krankenhaus aus Kurzausflügen zur Apotheke, sämtliche Pflegeutensilien zum Patientenbett herbeischleppen, Patienten waschen und Urinkatheter leeren – also nichts, was man nicht auch in Deutschland machen müsste. Für einen Tag durfte ich auch bei einer Operation zuschauen, wobei ich draußen vor der Tür bleiben musste und durch das Fenster zusehen durfte. Ich persönlich habe jetzt in meinem letzten Monat Pflegepraktikum in Österreich wirklich den geregelten Ablauf und die Ordnung zu schätzen gelernt, aber das muss jeder selbst für sich entdecken.

Zum Schluss noch, was mir während meines Aufenthalts aufgefallen ist und was für die zukünftigen Praktikanten vielleicht noch von Vorteil wäre: Es ist durchaus ratsam, zu dem empfohlenen Arztkittel auch, falls bereits vorhanden, eine passende Hose mitzunehmen. Die Bekleidung wird nämlich nicht vom Krankenhaus gestellt und wenn mal was auf die eigene Freizeithose kommt, ist das nicht unbedingt so spaßig oder gar hygienisch.

Außerdem kann es nicht schaden, bereits vor Antritt des Praktikums sich die spanischen Begriffe der geläufigsten Pflegeutensilien zu merken, von guantes (Handschuhe) über arujas (Nadeln) bis zu cinta (Klebestreifen). Und falls ihr – wie ich – zu dem Zeitpunkt noch nicht angefangen habt zu studieren, ist es dennoch schon empfehlenswert, sich  bereits etwas mit der Terminologie auseinanderzusetzen. Vom Lateinischen her kann man sich dann viele der spanischen Bezeichnungen für bestimmte Krankheiten herleiten und ist nicht mehr komplett ratlos, wenn der freundliche Arzt einem ausführlich etwas von edema (Ödem) oder neumonía (Pneumonie) erzählt.

 

Pflegepraktikum im Ausland mach sich super im Lebenslauf

Alles in allem kann ich jedem, dem der NC einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, oder der nach 12 Jahren Tortur in der Schule gerade wirklich keine Lust aufs sechsjährige Studium hat, nur raten, dies als einen Wink des Schicksals anzusehen und sich auf eine einmalige Zeit zu freuen. Und verschwendet ist diese Zeit garantiert nicht: nicht nur macht es sich super im Lebenslauf und bereichert eure Persönlichkeit, sondern ihr habt auch bis zum Physikum freie Semesterferien, wenn ihr diese drei Monate Pflegepraktikum bereits vorher abgeleistet habt. Da werden die anderen neidisch sein!

Andrea-Helena S. (18) aus Bregenz, Österreich
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